Sündenfall

Während die Wissenschaft das Problem gar nicht kennt, spielt die „rationale Isolation“ in der Religion jedoch eine zentrale Rolle und zwar als „Sündenfall“:

Adam und Eva aßen die verbotene Frucht vom Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen. Damit begingen sie die „Ursünde“, die seither an alle Nachkommen als „Erbsünde“ weitergegeben wird. Durch den Sündenfall wurde der Mensch von Gott getrennt und flog aus dem Paradies raus. Der Unheilsgeschichte von Adam und Eva steht die Heilsgeschichte von Jesus Christus gegenüber, welcher der Menschheit den Weg zurück ins Paradies weist. Die Erbsünde hingegen führt in die Hölle.

Das Wissen von Religion, Mythologie und Weisheitslehren dient genau diesem einen Ziel: Dem Menschen den Weg zur Überwindung der rationalen Isolation zu zeigen und ihn dazu zu bringen, die Informationen aus seiner inneren Wahrnehmung zur Lösung seiner Probleme zu nutzen. („Das Königreich Gottes ist in euch.“) Was in der Religion als „Trennung des Menschen von Gott“ erscheint, ist in einer etwas weniger mythologischen Formulierung „die Trennung des rationalen Verstandes von seiner wichtigsten Informationsquelle“, nämlich der inneren Wahrnehmung. Das „Ich“ als Quelle des „individuellen Aktivitätsantriebs“, erscheint im Kontext der Religion als „Seele“. Die scheinbar so fortgeschrittene Wissenschaft ist die einzige Weltsicht, die dieses wichtigste Menschheitswissen gar nicht enthält.

Die extrem negative Bewertung der rationalen Isolation als „Ursünde“ in der Religion weist auf die große Bedeutung der inneren Wahrnehmung für die Lösung der menschlichen Probleme hin. Die wissenschaftliche Sicht betrachtet die Religion gern als eine Tatsachenangelegenheit, die leider unbewiesen und damit irrelevant ist. Tatsächlich ist das aber eine völlig falsche Art, Religion zu beurteilen. Entscheidend ist nämlich nicht, ob die Geschichten einer Weltsicht aus einer sachlich-faktischen Sicht stimmen, sondern entscheidend ist, welchen Einfluss eine Weltsicht auf das Verhalten des Menschen hat:

Die Religion gibt dem Menschen einen Gott, mit dem er innerlich Zwiesprache halten kann und damit öffnet sie seine Wahrnehmung für Informationen von innen. Die wissenschaftliche Weltsicht hingegen schließt es nahezu völlig aus, dass aus der inneren Wahrnehmung irgendetwas Nützliches kommen könnte, weil sie jegliche „intelligente Informationsquelle“ außerhalb des rationalen Verstandes kategorisch verneint. Damit werden unter anderem auch die nicht-rationalen Teile der Psyche als Informationsquelle ausgeschlossen, weil sie aus Sicht des rationalen Verstandes als externe Informationsquelle erscheinen würden, wenn sie denn überhaupt aktiv wären.

Tatsächlich aber würden mit den Informationen der inneren Wahrnehmung die meisten der aktuell dramatisch wachsenden Probleme des Menschen lösbar. Dafür steht in der Religion „das Paradies“: ein Leben ohne all die Sorgen und Probleme, weil „die Verbindung mit Gott“ die Lösungen für diese Probleme liefern würde. Die „Verbindung mit Gott“ ist nichts anderes als die Reaktivierung der nicht-rationalen Teile der Psyche. Auf diese Weise erlangt der Mensch Zugriff auf eine Informationsquelle, welche unter anderem eine Reihe von Gesetzmäßigkeiten sichtbar werden lässt, mit denen die wachsenden Probleme gelöst werden können. In der Mythologie begegnet uns das zum Beispiel als „Stein der Weisen“ und „Heiliger Gral“.