Die negative Umkehrung der Evolution
Warum muss man für positive Beispiele des Evolutionsprozesses die frühen Vorfahren des Menschen bemühen? Warum findet man keine aktuellen positiven Beispiele, wo doch der Mensch jetzt so weit entwickelt ist? Und warum findet man aber jede Menge negativer Beispiele für den Evolutionsprozess in der aktuellen Entwicklung des Menschen? (Ich habe zwar bisher nur das Beispiel ADHS genannt, aber ich hatte Sucht und Depression bereits kurz erwähnt und es gibt zahlreiche weitere ähnlich gelagerter unheilbarer Krankheiten, die einen negativen Evolutionsprozess repräsentieren.)
Der positive Evolutionsprozess basiert ganz grundlegend darauf, dass der Mensch seinem individuellen Aktivitätsdrang folgt und diesen in entsprechendes Verhalten umsetzt. Und das geschieht aber immer weniger. Warum?!
Weil sich in der jüngeren Evolutionsgeschichte des Menschen eine weitere Instanz herausgebildet hat, welche bei der Steuerung des Verhaltens mitmischt: der rationale Verstand.
Der rationale Verstand hat den individuellen Aktivitätsdrang über einen Jahrtausende langen Entwicklungsprozess hinweg in kleinen Schritten immer mehr von der Steuerung des Verhaltens verdrängt. Das betrifft grundsätzlich alle Menschen, aber nicht alle in einem so starken Ausmaß wie die, welche so sehr an ADHS, Sucht oder Depression leiden, dass es als Krankheit wahrgenommen wird. All diese Phänomene stellen in schwächer ausgeprägter Form gesellschaftliche Massenphänomene dar. Die als Krankheit wahrgenommenen Fälle bilden nur die äußerste Spitze des Eisbergs.
Der rationale Verstand ist ein Regel-basiertes System: Er trifft Entscheidungen über das Verhalten auf der Grundlage seiner „Weltsicht“. Die Weltsicht ist eine Sammlung von Ideen, welche die durch den Verstand erkannten Gesetzmäßigkeiten über „die Welt“ enthält. Wenn diese Weltsicht aber weder Informationen über den individuellen Aktivitätsdrang noch über die Funktionsweise der Evolution enthält und dem Verhalten der Welt stattdessen Zufall unterstellt, dann kann der Verstand diese Gesetzmäßigkeiten bei seinen Verhaltensentscheidungen auch nicht berücksichtigen.
Der individuelle Aktivitätsdrang ist aber bei weitem noch nicht alles, was die innere Wahrnehmung zu bieten hat. Sie liefert auch noch weit darüber hinaus Informationen über die Realität, die über die äußeren 5 Sinnesorgane nicht gewonnen werden können. Die innere Wahrnehmung ergänzt die Informationen der äußeren Sinnesorgane um wichtige Aspekte und erst beide Arten der Wahrnehmung zusammengenommen ergeben ein vollständiges Bild der Realität.
Man kennt diese „innere Verbindung zur Realität“ als Instinkt, Intuition und Kreativität. Allerdings ist das nur ein winzig kleiner Rest dessen, was die innere Wahrnehmung eigentlich an Informationen über die Realität zu liefern imstande ist. Als der rationale Verstand sich entwickelte und schrittweise die Kontrolle des Verhaltens übernahm, da drängte er gleichzeitig andere (nicht-rationale) Teile der Psyche aus ihrer Funktion, welche bis dahin das Verhalten im Zusammenspiel mit dem individuellen Aktivitätsdrang bestimmt hatten.